Interfracht auf der Transport Logistic München 2025

„Der Trend liegt darauf,
eigene Strukturen aufzubauen“

Lutz Platow ist bei Interfracht Container Overseas Service GmbH Verkaufsleiter.
Lutz Platow ist bei Interfracht Container Overseas Service GmbH Verkaufsleiter.

Lutz Platow ist bei Interfracht Container Overseas Service GmbH im Verkauf tätig. Er ist seit 1993 im Unternehmen und inzwischen Verkaufsleiter. Er managt ein Team von Mitarbeitern, die sich hauptsächlich um das Seefrachtgeschäft kümmern.

30 Jahre Erfahrung haben Sie im Unternehmen – was hat sich dort über diese Zeit verändert?

Lutz Platow: Die Arbeit im Unternehmen hat sich stark verändert. Wir waren lange ein Unternehmen mit festen Prozessen, klassischen Arbeitszeiten und einer eher traditionellen Struktur. Das hat sich stark weiterentwickelt, nicht nur bedingt durch die Pandemie, sondern auch durch den Generationswechsel in der Geschäftsführung. Wir sind heute viel flexibler, was Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten angeht. Der Umgang mit den Kollegen war schon immer gut und familiär, hat sich aber bedingt durch die Änderungen noch positiver entwickelt. Es wird viel für die Mitarbeiter getan, was sich auch darin widerspiegelt, dass die Mitarbeiter zufriedener sind. Was unsere Tätigkeit selbst angeht, so werden immer mehr Aufgaben auf die Speditionen übertragen. Das fängt bei den Reedern an, geht über diverse zollrechtliche und sicherheitsrelevanten Themen bis hin zu direkten EDV Verknüpfungen mit den Kunden. Die KI und OMS Systeme werden immer relevanter. Ich bin gespannt, wohin die Entwicklung noch geht.

Wie sieht es auf der Produktseite aus? Hat sich Ihr Portfolio über die Jahre stark verändert?

Nein, unser Kerngeschäft ist weitgehend gleich geblieben. Interfracht ist mit unterschiedlichen Töchtern unter einer Holding vereint. Ein großer Teil unseres Kerngeschäfts läuft in Form der Seefracht unter der ICOS GmbH. In der Seefracht haben wir uns immer auf eigene Sammelverkehre im Import und Export konzentriert, sei es mit Partnern oder mittlerweile auch mit unseren eigenen Niederlassungen in den USA. Wir arbeiten eng mit verschiedenen Reedereien zusammen und haben eine eigene Abteilung für High & Heavy-Transporte. Ein weiterer großer Anteil unseres Kerngeschäfts betrifft die Luftfracht, die wir in Deutschland unter der Interfracht-Air-Service GmbH an unseren Standorten in Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Bremen abwickeln. Was sich geändert hat, ist, dass wir früher als klassischer Agentenspediteur tätig waren und heute vermehrt eigene Niederlassungen haben – zuletzt haben wir drei Standorte in China eröffnet, außerdem sitzen wir in Japan und europaweit. Der Trend geht eindeutig dahin, eigene Strukturen aufzubauen, und das erweist sich als sehr klug.

Hohen bürokratischen Aufwand 
sind wir in unserem Geschäft 
gewohnt.

Hat sich die US-Politik, beispielsweise durch Strafzölle, auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Ja, das hat uns während der ersten Amtszeit von Trump direkt betroffen. Zwar produzieren wir nichts selbst, aber unsere Kunden mussten sich mit den Strafzöllen auseinandersetzen. Gerade was Stahl angeht, den wir ja exportieren, gab es anfangs Probleme, aber auf lange Sicht mussten die US-Importeure ihre Waren weiterhin beziehen, da sie vor Ort nicht verfügbar waren. Für diese besonderen Stähle wurden seitens der Amerikaner Kontingente eingeführt. Der Zoll wurde ausgesetzt und einige unserer Kunden haben es sogar geschafft, ihre bis dahin entrichteten Zölle erstattet zu bekommen. Das Ganze war natürlich mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden, aber das sind wir in unserem Geschäft gewohnt. Vermutlich wird es unter der jetzigen US-Regierung ähnlich laufen. 

Lassen Sie uns über die Messe Transport Logistic in München sprechen. Worauf freuen Sie sich besonders? Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Messe gemacht?

Tatsächlich ist es für mich das erste Mal auf der Messe. Interfracht ist auch erstmals als Aussteller vertreten. Wir waren bisher nur als Besucher dort. Die Idee, selbst auszustellen, entstand erst im letzten Jahr. Als Bremer Unternehmen haben wir uns für den Gemeinschaftsstand entschieden. Unser Hauptfokus liegt nicht auf der direkten Kundengewinnung, sondern eher auf dem Austausch mit Reedereien, Truckern und anderen Dienstleistern sowie unseren weltweiten Netzwerkpartnern. Neben Interfracht wird auch unsere Tochterfirma Panatlantic auf dem Stand vertreten sein. Sie ist spezialisiert auf Gefahrguttransporte, insbesondere Klasse-1-Güter, was ein spezielles Geschäftsfeld ist.

Haben Sie für die Messe schon eine Strategie, wie Sie Ihre Zeit zwischen Standpräsenz und Terminen aufteilen?

Ja, wir haben eine Planung erstellt, um eine gute Balance zu finden. Die Geschäftsleitung und Niederlassungsleiter aus Europa sind ebenfalls vertreten. Wir wechseln uns ab, damit der Stand nicht überfüllt ist, aber trotzdem immer Ansprechpartner vor Ort sind.

Interfracht ist ein Bremer Unternehmen. Welche Kompetenzen aus den bremischen Häfen bringen Sie mit?

Unser größtes Kapital ist unser erfahrenes Personal. Wir legen großen Wert auf Kundennähe und persönliche Betreuung. Unsere Kunden haben feste Ansprechpartner von der Buchung bis zur Abrechnung. Das sorgt für eine langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zudem bieten wir schnelle und zuverlässige Sammelcontainer-Dienste mit eigenen Lagerhäusern in Bremen und den USA. Das unterscheidet uns von vielen anderen Marktteilnehmern.

Sie haben erwähnt, dass Ihr Unternehmen wächst. Wie viele Mitarbeiter haben Sie aktuell?

Weltweit haben wir etwa 400 Mitarbeiter, inklusive Fahrer- und Lagerpersonal.

Planen Sie weiteres Wachstum?

Wir wachsen nicht um jeden Preis, sondern immer dann, wenn es strategisch sinnvoll ist. Erst muss das Geschäft vorhanden sein, dann entscheiden wir, ob wir z.B. neue Niederlassungen eröffnen. Unser Fokus liegt darauf, nachhaltig zu expandieren.

Danke für das Gespräch.