Glomb auf der Transport Logistic München 2025

„Man löst Probleme in 
Sekundenschnelle“

Julius Glomb spricht im Interview über seinen Einstieg in der Spedition und die Transport Logistic Messe in München.

Herr Glomb, Sie sind ja noch nicht allzu lange in der Branche tätig. Wie war Ihr Weg in die Spedition?

In der Spedition bin ich zweieinhalb Jahre. Ich bin gelernter Schifffahrtskaufmann, habe meine Ausbildung in Bremen gemacht – beim französischen Reeder CMA CGM. Währenddessen habe ich in Bremen meinen Betriebswirt absolviert und anschließend in Utrecht in den Niederlanden meinen Bachelor gemacht. Nach der Ausbildung und dem Studium bin ich dann zurück nach Bremerhaven gekommen – aus beruflichen, aber vor allem auch aus persönlichen Gründen. Ich komme von hier, hier ist meine Heimat und hier profitiere ich natürlich auch von den kurzen Wegen.

Wie sieht Ihr aktuelles Aufgabenfeld aus?

Das ist schwierig einzugrenzen. Ich arbeite zusammen mit der Geschäftsleitung – meinem Vater und meinem Onkel – und bin sozusagen die Brücke zum operativen Bereich. Ich übernehme Themen, für die wir als mittelständisches Unternehmen keine eigene Abteilung haben. Das reicht von Projekten über Nachhaltigkeit bis hin zu Compliance. Mein Schwerpunkt liegt aber als Verkehrsleiter auf unserem Fuhrpark, und ich bin in der Akquise neuer Kunden aktiv dabei – gemeinsam mit unseren Verkäufern und unserer Dispositionsleitung.

Sie sind nach dem Studium in die Praxis gekommen. Gab es Aha-Momente oder Herausforderungen?

Auf jeden Fall! Praktische Erfahrung hatte ich zwar durch meine Ausbildung, aber das war aus einer ganz anderen Perspektive. Der größte Aha-Moment war für mich die Schnelllebigkeit des Geschäfts. Ich kannte die Straßentransporte vorher nur aus Erzählungen oder der Theorie – das dann live zu erleben, war eine große Umstellung. Da musste ich einmal kräftig schlucken und lange daran arbeiten, um reinzuwachsen.

Konnten Sie Ihr theoretisches Wissen aus dem Studium direkt anwenden?

Anfangs kaum. Mein Wissen über Transport und Logistik, die Maße eines Containers – das war alles da. Aber in meinen ersten Tätigkeiten, insbesondere in der Sachbearbeitung, musste ich praktisch wieder bei null anfangen. Erst jetzt, in komplexeren Themenfeldern, kann ich mein Studium einbringen – zum Beispiel in der Vertragsarbeit und bei großen Schadensfällen. Da kommt mir mein betriebswirtschaftlicher Hintergrund sehr zugute.

Was hat Sie besonders am Vertragsrecht interessiert?

Ich bin ein sehr logisch denkender und strukturierter Mensch. Ursprünglich hatte ich sogar überlegt, Jura zu studieren. Aber mir fehlte der praktische Bezug. Deswegen habe ich mich für den praxisnäheren Weg über das duale Studium entschieden. Dass ich jetzt Vertragsrecht und Logistik kombinieren kann, finde ich großartig.

Sie fahren mit zur Messe nach München. Was bedeutet das für Sie?

Ja, das wird meine dritte Messe. Ich war einmal vor meiner Ausbildung dabei und dann nochmal während meiner Tätigkeit hier im Unternehmen. Die Messe ist für uns die wichtigste Veranstaltung – ein großes Branchentreffen. Da sind wir voller Vorfreude. Wir sind ein eng zusammengeschweißtes Team – mein Vater, mein Onkel, mein Bruder, der in diesem Jahr erstmals dabei ist, sowie unsere Vertriebsleitung für West- und Osteuropa. Wir starten jeden Tag mit einem gemeinsamen Frühstück und besprechen, was ansteht. Am Abend lassen wir den Tag im kleinen Kreis in einem bayerischen Wirtshaus Revue passieren. Das ist uns wichtiger als jede Standparty.

Sie sind Teil eines Familienunternehmens. Gab es da besondere Herausforderungen für Sie?

Vor meiner Familie musste ich mich nicht beweisen – sie hätten nicht mal erwartet, dass ich in die Branche einsteige. Aber natürlich gibt es hier und da skeptische Stimmen. Man bekommt nichts geschenkt, jede Beförderung und jede Verantwortung muss man sich erarbeiten. Der größte Druck kommt aber wahrscheinlich von einem selbst – weil man sich selbst beweisen will, dass man es kann.

Sie haben die Schnelllebigkeit des Geschäfts erwähnt. Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?

Ich kann das an meiner ersten Abteilung, der Disposition, gut erklären. In meiner Ausbildung als Schifffahrtskaufmann hatte ich wenig direkten Kontakt zum operativen Geschehen. In der Disposition ist das völlig anders – jede Entscheidung hat eine unmittelbare Auswirkung auf den Fahrer und den Lkw. Ein Fahrzeug kann bis zu 16 Container am Tag transportieren. Wenn ich also 16 bis 17 Fahrzeuge disponiere, habe ich täglich Dutzende Fahrer am Telefon, löse Probleme und treffe Entscheidungen in Sekundenschnelle. Das war eine große Umstellung. Lange Entscheidungswege oder ausführliche E-Mails – dafür ist da keine Zeit. Die Dokumentation und Nachbearbeitung kommen erst spät am Tag, manchmal bis in den Abend hinein.

Das klingt nach langen Tagen.

Ja, das war 2022 – in der Hochphase der Logistikbranche – auch oft so. Aber man wächst rein und lernt, damit umzugehen.

Danke für das Gespräch.